Marco Hassler ist Vikings-Fan. Trotz einer großen Distanz.
Einer sehr sehr großen Distanz.
Hassler ist im Saarland, im Südwesten Deutschlands, geboren und aufgewachsen und kam 1998 das erste Mal mit American Football in Kontakt. Weil er sich für nordische Mythologie und die Geschichte der Wikinger interessierte, wurde er von den Minnesota Vikings magisch angezogen – und das Dream-Team um Randy Moss, das die Saison mit 15 Siegen und nur einer Niederlage abschloss, machte die Entscheidung noch einfacher.
"Meine Freunde in der Schule waren Fans von den 49ers, Raiders oder Redskins, aber ich habe mich für die Vikings entschieden", erklärt Hassler, der jetzt in der Schweiz lebt und arbeitet. "Auch wenn es manchmal schwere Zeiten gab, habe ich immer zu meinem Team gehalten."
Hassler hatte für Minnesota schon immer eine Faszination und hat schon als Kind Bücher über den US-Bundesstaat gelesen.
"Die Winter, der Schnee, die wunderschönen Wälder. Einzigartige Landschaften auf der einen Seite und Metropolen wie Minneapolis und St. Paul auf der anderen Seite. Die Vereinigten Staaten von Amerika und Minnesota in besonderer Weise haben mich immer fasziniert", erzählt Hassler, der Minnesota schon sechsmal besucht hat.
Hassler nennt Minnesota eine "zweite Heimat" und liebt es, Zeit in der Mall of America zu verbringen oder den Wanderweg entlang der Nordküste des Lake Superior zu wandern. Er hat sogar ein Tattoo vom Split Rock Leuchtturm auf seiner rechten Wade, direkt unter einem großen Wikinger-Helm.
Der Deutsche hat die Sportteams aus Minnesota quasi adoptiert und hat schon Spiele der Vikings, Twins, Timberwolves, Wild, von Minnesota United FC und den Golden Gophers besucht.
Und nachdem er schon einige Male im U.S. Bank Stadium war, um seine geliebten Vikings spielen zu sehen, wollte Hassler jetzt auch die Begeisterung für das Team in Lila und Gold in seinem Heimatland entfesseln.
Was als eine Facebook-Gruppe für Vikings-Fans in Deutschland startete, sollte bald viel mehr werden, als nur eine Social-Media-Aktivität. Im August 2017 diskutierten Hassler und einige Freunde die Idee, einen deutschen Vikings-Fanclub zu gründen und am 29. Oktober reisten einige Fans von Deutschland aus nach London, um den Sieg der Vikings gegen die Browns live im Twickenham Stadium zu verfolgen.
Am 11. Januar 2018 wurde der Fanclub dann offiziell gegründet.
"Es wurde offensichtlich, dass es viele Menschen da draußen gibt, die die gleiche Liebe und Leidenschaft für die Vikes in sich tragen," sagt Hassler, der als Vizepräsident der Minnesota Vikings Fans Germany e.V. fungiert. Damit ist die Gemeinschaft offiziell als Verein registriert und anerkannt.
"Es gibt viele Hardcore-Fans in Deutschland, die das Team in Lila und Gold supporten und jetzt mit ihren Brüdern und Schwestern der "Viking World Order" aus Minnesota vereinigt sind", fügt Hassler hinzu.
Raimund Rüther aus Werl hatte die Flagge des Klubs während des Spiels in London entdeckt und später ein Sommertreffen der Gruppe besucht, um mit den Fans persönlich in Kontakt zu treten.
"Es gefällt mir, dass ich mich mit anderen Vikings-Fans austauschen kann, die genauso interessiert sind wie ich", sagt Rüther. "Football wird immer größer in Deutschland, aber es ist schwierig jemanden zu finden, der die Details des Spiels versteht – und dazu noch die Vikings liebt, das ist was Besonderes."
Laut Hassler ist der Fanclub mit 210 Mitgliedern der größte seiner Art in Deutschland und wächst weiter.
Die Mitglieder treffen sich an verschiedenen Orten, schauen die Vikings-Spiele in unterschiedlichen Sport-Bars überall in Deutschland und haben schon Super-Bowl-Partys im privaten Rahmen organisiert. Weitere Klubtreffen sind in Planung.
Hassler erklärt, dass die Vikings in Deutschland in den letzten Jahren immer beliebter geworden sind, und macht dafür die "guten Leistungen" des Teams verantwortlich.
"Spektakuläre Spiele, harte Kämpfe und positive Saisonbilanzen gehören zu den Gründen", sagt Hassler. "Und das Minneapolis Miracle – oh mein Gott, was für ein Spiel! Nach dem Spiel sind immer mehr Menschen auf das Vikings-Schiff mit aufgesprungen.
"Aber es gab auch viele Leute, die nach der bitteren Niederlage gegen die Seahawks in den Playoffs angefangen haben, unser Team zu supporten … weil wir bis zum Ende gegen das Team aus Seattle gekämpft haben, die sehr beliebt in Deutschland sind", ergänzt Hassler. "Die beliebtesten Teams in Deutschland sind die Patriots, Seahawks, Cardinals und, leider, die Packers. Aber die Vikings-Fans in Deutschland sind genauso leidenschaftlich wie die in den Staaten. Unsere Liebe zum Team ist echt und wir sind keine Bandwagoners!"